Der Bewegungsapparat des alten Hundes – Wenn dein Vierbeiner zum Senior wird
Zugegeben, das Thema Altern ist ein eher unangenehmes. Genau wie bei uns Menschen bringen wir es auch bei unseren vierbeinigen Freunden meist mit Gebrechen, schwindender Lebensqualität und schließlich dem Verlust des geliebten Tieres in Verbindung. Dass sich der Körper deines Hundes im Alter verändert, ist ganz normal. Und natürlich auch, dass er nicht mehr so fit ist, wie als junger Hund. Aber das Alter an sich ist erstmal keine Krankheit. Und du kannst einiges dafür tun, deinem Fellkumpel auch im Seniorenalter sein Leben so angenehm wie möglich zu gestalten.
Hunde werden heutzutage oft sehr alt. Was toll ist, denn so kannst du eine lange Zeit mit deinem treuen Freund verbringen. Gesundes Futter, eine gute medizinische Versorgung und angepasste Förderung tragen dazu bei, dass immer mehr Hunde ein hohes Alter erreichen. Genau wie beim Menschen bringt diese Tatsache allerdings auch mit sich, dass immer mehr Tiere an so genannten Altersgebrechen leiden. Diese betreffen oft den Bewegungsapparat. Und im Gegensatz zu uns kann dein Hund eben nicht uneingeschränkt mitteilen, wenn ihm eine Bewegung schwerfällt oder ihm ein Gelenk weh tut. Also: Achte auf deinen Senior und hilf ihm beim glücklichen Altern!
Der Bewegungsapparat des alten Hundes – Was bedeutet „Altern“ überhaupt?
Das „Altern“ ist ein ganz normaler physiologischer Prozess des Organismus. Um zu leben und alle lebenswichtigen Prozesse im Körper aufrechtzuerhalten, finden ständig Zellneubildungen statt. Alle Lebewesen haben eine genetisch festgelegte Anzahl an Zellneubildungen beziehungsweise Zellteilungen. Ist diese Anzahl mit zunehmendem Alter so langsam erschöpft, nimmt die Zellmasse insgesamt ab. So werden auch das intrazelluläre Bindegewebe und die Belastbarkeit des Stützgewebes weniger. Der Stoffwechsel deines Hundes wird langsamer, so dass er verschiedene Stoffe schlechter abbauen und ausscheiden kann. So ist das zum Beispiel mit Lipiden (Fetten), weswegen ältere Hunde schneller zu Übergeweicht neigen als junge. Durch den verlangsamten Stoffwechsel erklärt sich auch, weshalb Senioren manchmal verzögert auf Medikamente ansprechen.
Insgesamt ist durch die herabgesetzte Zellerneuerung und den verlangsamten Stoffwechsel die Fähigkeit zu Regeneration vermindert. Diese Prozesse betreffen natürlich den gesamten Körper, heute möchte ich mich aber speziell mit dem Einfluss des Alterns auf den Bewegungsapparat beschäftigen.
Der Bewegungsapparat des alten Hundes – Allgemeine Veränderungen im Alter
Durch die oben genannten Veränderungen im Organismus deines Hundes ergeben sich einige allgemeine Auswirkungen auf den Bewegungsapparat deines Vierbeiners. Nicht nur seine Muskelmasse nimmt ab, wodurch er logischerweise nicht mehr so viel Kraft und Ausdauer aufbringen kann. Außerdem hat der Muskelabbau zur Folge, dass Gelenkstrukturen nicht mehr so effektiv gestützt und geschützt werden können wie bei einem trainierten Hund.
Eine weitere physiologische Veränderung im Alter: Der Knorpelabbau. Die Gelenkflächen deines Hundes werden durch eine Knorpelschicht vor Reibung und Abnutzung geschützt. Im Alter werden diese Knorpelstrukturen schlechter ernährt und dadurch dünner und porös. So kommt es vermehrt zum Gelenkverschleiß, dazu später mehr.
Auch die Knochen an sich leiden unter dem verlangsamten Stoffwechsel und der herabgesetzten Zellteilung im Alter. Die Knochen werden, genau wie der Gelenkknorpel, porös und die Knochendichte nimmt ab. Dadurch ist der Knochen nicht mehr so stabil und das Risiko für Frakturen (Knochenbrüche) nimmt zu. Im Allgemeinen wird im Seniorenalter also die Beweglichkeit deines Hundes schlechter, genauso wie seine Ausdauer und seine Kraft. Durch die Folgen des Muskelabbaus und des Gelenkverschleiß kann es außerdem zu Schmerzen im Bewegungsapparat kommen.
Der Bewegungsapparat des alten Hundes – Wann ist dein Hund ein Senior?
Vielleicht fragst du dich jetzt, ab wann dein Hund überhaupt ein Senior ist und wann du mit den Folgen des Alters zu rechnen hast? Diese Frage ist gar nicht so einfach und nicht pauschal zu beantworten. Ich kann dir an dieser Stelle also keine Zahl nennen, an die du dich halten kannst. Im Allgemeinen sagt man, dass ein Hund im Seniorenalter ist, wenn er 75% seiner Lebenserwartung erreicht hat. Diese ist allerdings von Rasse zu Rasse unterschiedlich und hängt außerdem stark mit dem Lebenslauf deines Hundes zusammen.
Große und schwere Rassen mit einem Körpergewicht von über 45 Kilogramm werden grundsätzlich nicht so alt wie kleine und leichte Hunde unter 15 Kilogramm. Eine Dogge zum Beispiel hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von 7 bis 10 Jahren und ist somit schon mit 5-7 Jahren im Seniorenalter. Ein kleinerer Hund, der eine Lebenserwartung von 15 Jahren oder mehr hat, ist in diesem Alter noch topfit und in der besten Phase seines Lebens. Mischlinge werden meist älter als Rassehunde. Und es kommt noch auf andere Faktoren an, ab wann dein Vierbeiner „alt“ ist. Nicht nur die genetische Disposition, sondern auch die Ernährung und damit das Gewicht, die körperliche Aktivität und Umfeld und Pflege spielen eine große Rolle beim Altern.
Der Bewegungsapparat des alten Hundes – Typische Alterssymptome
Woran erkennst du nun, dass dein Hund sein Seniorenalter erreicht hat? Ich möchte an dieser Stelle auf die Hinweise eingehen, die dein Hund dir speziell im Bezug auf den Bewegungsapparat gibt. Leider kann dein Tier dir ja nicht sagen, wenn ihm etwas wehtut oder es keine Kraft mehr hat. Beobachte es deshalb, gerade im Alter, genau und achte auf folgende Anzeichen.
- Dein Hund hat Schwierigkeiten beim Hinlegen, Hinsetzten oder Aufstehen.
- Er läuft nach dem Aufstehen eine Zeit lang steif.
- Dein Vierbeiner entlastet eine Gliedmaße auffällig (schmerzbedingt).
- Senioren wechseln häufig die Schlafposition.
- Dein Hund vermeidet es, zu springen oder Treppen zu steigen, er legt sich also vielleicht nicht mehr wie gewohnt auf das Bett oder das Sofa.
- Er geht einfach langsamer.
- Dein Fellkumpel verliert im Allgemeinen das Interesse am Spielen und an sportlichen Aktivitäten.
- Senioren haben oft geschwollene Gelenke und benagen und belecken diese.
- Dein Hund hechelt und fiept vermehrt, auch ohne Belastung.
Wenn du diese Verhaltensweisen bei deinem Hund feststellst, ist er sehr wahrscheinlich im Seniorenalter angekommen. Nimm Rücksicht darauf! Was du tun kannst, um ihm das Leben zu erleichtern, verrate ich dir später im Artikel.
Der Bewegungsapparat des alten Hundes – Wovon hängt der Verlauf im Alter ab?
Wie schon gesagt, hängt der Verlauf des Alterungsprozesses jedes Organismus von vielen verschiedenen Faktoren ab. Nicht nur die Rasse und damit die genetische Disposition deines Hundes hat einen Einfluss auf die Lebenserwartung und das Einsetzen des Rentenalters. Sie gibt sozusagen den groben Rahmen vor. Wann die Verschleißprozesse des Bewegungsapparates einsetzen, ist außerdem von den folgenden Dingen abhängig.
Aufzucht als Welpe
Wie hast du deinen Hund als Welpen gehalten? Hatte er eine adäquate Bewegung oder eine zu große Belastung in der Wachstumsphase? Gerade zu viel Springen und Toben im Wachstum können später zu Gelenkproblemen führen.
Aktivität und Ruhe
Auch im Erwachsenenalter sollte das Verhältnis von Aktivität und Ruhephasen ausgewogen sein. Genug Bewegung ist wichtig, aber eine Überlastung eben auch absolut kontraproduktiv.
Die Ernährung
Ganz wichtig: Die Ernährung! Fütterst du deinen Hund mit Fertigfutter, das wenig Nähstoffe, aber dafür viele chemische Zusätze und viel zu viel Zucker enthält? Dann ist der gesamte Hundeorganismus, aber auch der Bewegungsapparat im Speziellen mit all seinen Strukturen sehr schlecht versorgt und dein Hund altert schneller. Ich empfehle ganz klar: BARF! Biologisch artgerechtes rohes Futter ist einfach die ursprüngliche Ernährungsweise deines Hundes und versorgt ihn mit allen lebenswichtigen Nährstoffen, Mineralien und Vitaminen. Außerdem verzichtest du bei dieser Fütterung komplett auf ungesunde Zusätze der Futtermittelindustrie.
Übergewicht
Unmittelbar mit der Ernährung zusammen hängt das Thema Übergewicht. Wenn dein Hund zu viel auf den Rippen hat, stellt das eine unnatürlich große Belastung für die Gelenke und Knochen dar und führt früher zu Verschleißerscheinungen.
Medizinische Versorgung
Natürlich spielt auch die medizinische Versorgung eine Rolle. Wie gut bist du informiert, was Impfung, Entwurmung, Kastration und Co. angeht? Solltest du dazu noch offenen Fragen haben und zum Experten für deinen Hund werden wollen, lege ich dir meinen Online-Kurs „HundeGlück“ ans Herz. Auf meiner Homepage findest du alle Infos dazu.
Medikamente
Wenn dein Hund aufgrund einer Erkrankung dauerhaft Medikamente einnehmen muss, kann das auch zu Schäden am Bewegungsapparat beitragen. So führt beispielsweise die Einnahme von Kortison auf Dauer dazu, dass die Knochendichte abnimmt und dein Tier unter einer so genannten sekundären Osteoporose leidet.
Krankheiten
Auch andere Krankheiten, zum Beispiel solche des Hormonhaushalts wie eine Schilddrüsenfehlfunktion, haben Einfluss auf den Knochenstoffwechsel. Lasse sie also nicht unbehandelt.
Der Bewegungsapparat des alten Hundes – Die klassischen Krankheiten
Nun möchte ich in Kurzform auf die klassischen Erkrankungen des Bewegungsapparates des alten Hundes eingehen. Am häufigsten kommt es im Alter zu Arthrose, Osteochondrose, Spondylarthrose und Osteoporose.
Arthrose
Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, das heißt, das Gelenk zeigt Verschleißerscheinungen. Dabei ist in erster Linie der Knorpel, also der Stoßdämpfer zwischen den Gelenkflächen, betroffen. Aber auch andere Strukturen des Gelenks können reaktiv in Mitleidenschaft gezogen werden, wie die Gelenkkapsel oder benachbarten Sehnen. Kurz zum Gelenk an sich: Ein Gelenke besteht immer aus zwei oder mehrere Knochen und die gegenüberliegenden Gelenkenden sind von einem Knorpel überzogen, der sie schützt. Das Gelenk wird von einer Gelenkkapsel umgeben, die die Gelenkflüssigkeit (Synovia) enthält. Diese vermindert die Reibung. Bänder und Muskeln sorgen für die Stabilität des Gelenks.
Ein klassisches Symptom der Arthrose ist der so genannte Anlaufschmerz. Das heißt, dein Hund hat nach dem Aufstehen erstmal Schmerzen und bewegt sich ganz steif, läuft sich dann aber mit der Zeit ein. Ein Arthrosegelenk ist oft verdickt, schmerzhaft und kann weniger belastet werden. Außerdem sind sie sehr wetterfühlig und verursachen bei Kälte und Nässe vermehrt Beschwerden. Wenn eine akute Entzündung in einem von Arthrose betroffenen Gelenk vorliegt, dann spricht man von Arthritis.
Osteochondrose
Eine Sonderform der Arthrose ist die Osteochondrose. Dabei treten degenerative Veränderung an der Grenze zwischen Knorpel und Knochen im Gelenk auf und es kommt zu einer Abstoßung des Knorpels. Die Folgen sind die gleichen wie bei der klassischen Arthrose.
Osteoporose
Bei der Osteoporose wird der Knochen porös, die Knochendichte nimmt ab und er verliert als Folge an Stabilität. Die Ursache ist meinst eine verminderte Mineralstoffversorgung im Alter. Aber auch verschiedene Krankheiten wie eine Schilddrüsendysfunktion oder Diabetes oder ein Östrogenmangel können zu Osteoporose führen. Außerdem sind die Einnahme von Kortison und schlechte Ernährung Risikofaktoren.
Spondylarthrose
Von Spondylarthrose spricht man, wenn die kleinen Zwischenwirbelgelenke der Wirbelsäule von Verschleiß betroffen sind. Dies führt natürlich auch zu einer Bewegungseinschränkung und Schmerzen. Besonders unangenehm wird es, wenn die knöchernen Veränderungen von der Wirbelsäule ausgehende Nerven beeinträchtigen und es zu neurologischen Problemen kommt.
Der Bewegungsapparat des alten Hundes – Welche Krankheiten gibt es abgesehen von den orthopädischen?
Nur der Vollständigkeit halber – Es gibt natürlich noch andere Alterserscheinungen als die des Bewegungsapparates. Im Prinzip sind das genau die gleichen wie bei uns Menschen! Die Sinnesorgane werden schlechter, dein Hund kann nicht mehr so gut sehen und hören und sich daher nur noch eingeschränkt orientieren. Dein Senior kann unter Harn- und Kotinkontinenz sowie Zahn- und Zahnfleischproblemen leiden. Außerdem ergraut sein Fell und die Haut wird trockener und empfindlicher. Auch bei Hunden gibt es die Altersdemenz!
Der Bewegungsapparat des alten Hundes – Was kannst du für deinen Senior tun?
Wenn du jetzt ganz verzweifelt bist und Angst vor dem Rentenalter deines geliebten Hundes hast, keine Sorge! Du kannst so viel tun, um die Alterserscheinungen des Bewegungsapparates zu beeinflussen. Mit verschiedenen Maßnahmen kannst du dafür sorgen, dass die Verschleißerscheinungen später eintreten, nicht so ausgeprägt werden und du kannst deinem Hund auch noch gut helfen, wenn er bereits Krankheiten des Alters hat. Als Besitzer hast du es zu einem großen Teil in der Hand, deinem Vierbeiner seine Lebensqualität zu erhalten!
Die Wachstumsphase
Bereits in der Aufzucht deines Welpen im ersten Lebensjahr kannst du sehr viel falsch oder richtig machen. Wie schon erwähnt, darfst du deinen Hund in der Wachstumsphase nicht körperlich überfordern.
In der Ruhe liegt die Kraft!
Verlange von deinem Senior nur noch das ab, was er freiwillig anbiete. Setze ihn also keiner Extrembelastung mehr aus, die den Gelenken schaden. Dafür hat er kein ausreichendes Muskelskelett mehr und wahrscheinlich auch schon Verschleißerscheinungen in den Gelenken. Du solltest ihn zwar körperlich und geistig weiter angepasst fördern, aber zum Beispiel keine extrem langen Strecken mehr spazieren gehen. Schwimmen im warmen Wasser ist eine tolle, gelenkschonende Bewegung für Senioren.
Mach’s gemütlich
Arthrosebeschwerden verschlimmern sich durch Kälte und Nässe. Setze deinen Senior also diesen Faktoren nicht mehr aus. Sorge dafür, dass er immer einen warmen und trockenen Rückzugsort hat und schütze ihn bei entsprechender Witterung mit einem Mantel.
Seniorensichere Wohnung
Mache deine Wohnung seniorensicher! Es ist wie beim Menschen… Vermeide Stolperfallen und sorge dafür, dass dein Hund keine Treppen steigen und nicht springen muss, um an seinen Schlafplatz oder seine Futterstelle zu kommen.
Kein Stress!
Im Alter ist dein Hund generell stressanfälliger. Vermeide diesen!
Das richtige Futter
Passe das Futter an das Alter deines Hundes an. Senioren brauchen eine andere Nährstoffzusammensetzung und einen anderen Futterrhythmus, um lange fit zu bleiben.
Medikamentenmanagement
Vermeide, wenn möglich, die langfristige Einnahme von Medikamenten wie zum Beispiel Kortison. Sieh dich (natürlich in Absprache mit einem gutem Tiertherapeuten) nach alternativen und schonenden Behandlungsmethoden um.
Ein guter Therapeut…
Apropos Tiertherapeut… Als Tierheilpraktikerin, Tierphysiotherapeutin und Tierchiropraktikerin kann ich dir sagen, dass man extrem viel machen kann, um einem alten Hund mit Beschwerden des Bewegungsapparates das Leben zu erleichtern. Ein gezielter Muskelaufbau beziehungsweise der Erhalt der vorhandenen Muskulatur macht so viel aus! Eine regelmäßige chirotherapeutische Behandlung kann Blockaden lösen und den Gelenkverschleiß minimieren. Und auch ansonsten hat die Naturheilkunde viel zu bieten. Hast du schon mal von den Futterergänzungen von MycAni gehört? Die Vitalpilz-Kräutermischung „Graubart“ unterstützte deinen alternden Fellkumpel bei all seinen Beschwerden rund um den Bewegungsapparat. Ich berate dich gerne!
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